Extreme Hitzewellen, lange Dürreperioden und hohe Temperaturen infolge des Klimawandels – in den vergangenen Jahren hat die Zahl von Wald- und Flächenbränden stark zugenommen. Die Waldbrandgefahr hängt eng mit der Temperatur und der Trockenheit der Landschaft zusammen. Die Ursachen für einen Waldbrand haben sich jedoch nicht geändert: Meist ist menschliches Fehlverhalten dafür verantwortlich, etwa offenes Feuer, weggeworfene Zigaretten oder überhitzte Fahrzeuge. Im Unterschied zu früher sind die Wald- und Grasflächen heute jedoch trockener und damit leichter brennbar.
Schon vor einigen Jahren hat die Feuerwehr Horstmar deshalb in spezielle Ausrüstung investiert, mit der die Bekämpfung solcher Brände bewerkstelligt werden kann. Diese wird in den Sommermonaten zusätzlich zur regulären Beladung auf den erstausrückenden Einsatzfahrzeugen der Löschzüge Horstmar und Leer verlastet.
Um nicht nur den sicheren Umgang mit der eigenen Ausrüstung zu üben, sondern auch weiteres Spezialwerkzeug kennenzulernen, war am vergangenen Montagabend Christoff Schwarz vom Waldbrandinstitut Steinfurt zu Gast im Löschzug Leer. Dieser stellte den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten eine ganze Palette von altbekannten und brandneuen Produkten vor, die erst in den letzten Jahren in den weltweiten Waldbrandregionen entwickelt und erprobt worden ist. Beispielsweise präsentierte er eine neuartige Feuerpatsche vom Typ VF ALASKA, mit der auch Glutnester im Unterholz ohne Wasser effizient gelöscht werden können. Besondere Beachtung fand das sogenannte Gorgui-Tool, das in Spanien speziell für die Waldbrandbekämpfung entwickelt worden ist. Zusammen mit Brandoberinspektor Frank Wenking, der ebenso wie er selbst hauptberuflich am Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen Führungskräfte der Feuerwehr ausbildet, unterwies Christoff Schwarz die Anwesenden in der Handhabung der Werkzeuge.
Bevor es in die praktische Anwendung ging, machte Frank Wenking seine Kameraden auf dem Vorplatz des Gerätehauses Leer noch mit der taktischen Herangehensweise bei der Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden vertraut. Anschließend fuhren die rund 25 Freiwilligen mit drei Löschfahrzeugen in das Baugebiet "Im Lau III". Dort hatte Frank Wenking zusammen mit Oberbrandmeister Michael Wallkötter und den Brandmeistern Marcus Bernemann und Leonard Bienbeck ein "heißes" Übungsszenario vorbereitet: Auf einem leeren Baugrundstücke sollte ein Flächenbrand ausgebrochen sein. Mehrere Quadratmeter trockenen Strohs wurden dazu kontrolliert angezündet. So konnten die Feuerwehrangehörigen beobachten, wie sich der künstliche Brand in Sekundenschnelle ausbreitete. Sowohl mit Wasser aus unterschiedlichen Strahlrohren und in verschieden großer Menge als auch trocken, das heißt nur mit Feuerpatschen und ähnlichem Spezialwerkzeug, konnten Flammen und Glutnester bekämpft werden. Dabei konnten die Übungsteilnehmer auch verschiedene taktische Herangehensweisen erproben.
Damit es bei einem Übungsszenario blieb, hatten die Ausbilder Vorkehrungen getroffen und Strahlrohe mit ständiger Wasserversorgung über das Hydrantennetz bereitgelegt. Die Temperatur der umgebenden Vegetation wurde engmaschig kontrolliert. Eine ungewollte Ausbreitung des Feuers hätte so jederzeit verhindert werden können. Zum Schutz vor Rauchpartikeln trugen die vorgehenden Kräfte außerdem Atemmasken und machten sich die Windrichtung zunutze.
Bei dieser Übung konnte auch die erst kürzlich eingerichtete Drohnengruppe der Feuerwehr Horstmar tätig werden. Die mit einer Wärmebildkamera ausgestattete Drohne half bei der Kontrolle der Feuerstellen aus der Luft. Oberbrandmeister Michael Wallkötter, der die Einheit führt, stellte seinen Kameraden das technische Equipment vor und gab einen Überblick über die vielfältigen Einsatzszenarien, bei denen die Drohne in Zukunft von Nutzen sein kann.
Text: Bienbeck / Fotos: Bienbeck, LZ Leer